Unsere Hauskatzen können weit mehr als nur miauen. Katzen haben ganz viele verschiedene Methoden, um uns ihre Bedürfnisse und Gefühle mitzuteilen. Sie kommunizieren durch ihre Körperhaltung, mit den Augen, ihrer Stimme, dem Schwanz und ihren Ohren. Hier lernt ihr die wichtigsten Signale und Kommunikationsarten eurer Stubentiger.
Wir können lernen, das Verhalten der Katzen und ihre Lautäußerungen, sprich ihre Sprache richtig zu deuten und zu verstehen um ein harmonisches Verhältnis zu ihnen aufzubauen. Büsis kommunizieren untereinander und mit den Menschen unter anderem durch ihre Stimme. Mit ihr können sie vielfältige Laute auszudrücken.
Miau heisst: Beachte mich!
Das berühmte «Miau», der häufigste, genetisch vererbte Katzenlaut, hat seinen Ursprung in der Tatsache, dass Katzenjunge von ihrer Mutter abhängig sind. Die Kätzchen lassen sie so wissen, dass sie ihre Hilfe brauchen, Hunger haben, frieren oder sich nicht wohlfühlen. Im Gegensatz zu ihren Artgenossen in der Wildnis behalten Hauskatzen ihr ganzes Leben lang die Babysprache gegenüber ihren menschlichen Versorgern und Freunden bei, mit der sie sich mit ihrer Katzenmutter verständigt haben. Später wenn sie in die Pubertät kommen ergänzen sie dieses Repertoire durch die adulten Stimmlaute der ausgewachsenen Tiere.
Immer wenn sie einen Wunsch haben, miauen sie. Je nachdem, ob sie betteln, etwas fordern, Erwartung ausdrücken oder sich beklagen, passen sie ihr Miauen ganz individuell an. Unterschiede in der Ausformung dieses Lauts bestehen nicht nur zwischen Rassen, sondern auch zwischen einzelnen Individuen. Wer länger mit ihnen zusammenlebt, wird die einzelnen Nuancen von «Mieei» und «Mhrr» über «Mhaauu» bis «Mararauarau» verstehen lernen. Ein Ansteigender Triller heißt dabei „Hallo! und komm mit!“
Zur Begrüßung ihrer Kätzchen gibt die Katzenmutter ein leises Zwitschern von sich, wenn sie zu ihnen ins Nest zurückkehrt. Mit dem gleichen Laut, der auch zum ansteigenden Triller gesteigert werden kann, fordert sie den Nachwuchs auf, ihr zu folgen. Erwachsene Hauskatzen heißen auf diese Weise ihren Menschen willkommen, wenn sie von draußen zurückkehren. Meist nähern sie sich gleich ihrem Futterplatz und fordern ihre Bezugsperson dazu auf, ihnen dorthin zu folgen. Die Katze ahmt hier das Verhalten ihrer Mutter nach und verhält sich dem Menschen gegenüber so, als sei er ein Jungtier.
Schnurren: Ich tu dir doch nichts!
Auch das Schnurren ist eine Lautäusserung und bedeutet «Ich bin friedlich gestimmt.» Es hat seinen Ursprung ebenfalls im Wochenbett. Die Jungen, die bei der Mutter liegen und saugen, signalisieren ihr so, dass alles in Ordnung ist. Das Gleiche versichert die Mutter ihnen durch ihr beruhigendes Schnurren. Später beginnen Jungkatzen oft zu schnurren, wenn sie sich erwachsenen Katzen nähern, um mit ihnen zu spielen. So teilen sie mit, dass sie in friedlicher Absicht kommen und ihre untergeordnete soziale Stellung akzeptieren. Die ältere Katze tut das Gleiche, wenn sie einer Jungen schnurrend signalisiert, dass diese von dem Kontakt nichts zu befürchten hat. Das Schnurren soll also beruhigen oder beschwichtigen. Es bedeutet nicht immer, dass die Katze sich wohlfühlt, denn auch kranke und schwache Katzen schnurren, um einem Angriff vorzubeugen. In fremder Umgebung, zum Beispiel beim Tierarzt, beginnen Katzen, denen es gar nicht gut geht, häufig auch zu schnurren. aber woher kommt das Schnurren eigentlich, wobei der halbe Körper mitvibriert?
Über diese Frage haben sich bereits zahlreiche Wissenschaftler Gedanken gemacht. Bis heute konnten sie dieses Rätsel jedoch nicht eindeutig lösen.
Einige Forscher vermuten, dass die Laute durch Muskelbewegungen des Kehlkopfes entstehen, die die Stimmritze erweitern und verengen. Andere glauben, daß das harte, nicht dehnbare Zungenbein, das die Zunge mit dem Schädelknochen verbindet, für den kontinuierlichen Schnurrton hauptverantwortlich ist.
Heulen und Fauchen: Hau ab, sonst gibt’s ein paar auf die zwölf!
In Situationen, in denen die Katze sich in die Enge getrieben fühlt und nicht fliehen kann, stößt sie oft einen hohen kehligen Heulton aus, der als Drohung gemeint ist. «Lass mich in Ruhe, sonst wehre ich mich.» Aber auch tiefes Knurren vermittelt diese Botschaft, ebenso wie das Fauchen und Spucken. Diese Laute sind zwar an sich nicht geeignet, einen stärkeren Gegner abzuschrecken, dennoch tun sie oft ihre Wirkung.
Ihnen liegt die uralte Erfahrung von Säugetieren zugrunde, die große Angst vor Giftschlangen haben. Die Katze ahmt die Gebaren und Geräusche einer aggressiven Schlange nach. Durch dieses Mimikry kann sie beim Gegner die tief sitzende Furcht vor dem tödlichen Schlangenbiss aktivieren und ihn so in die Flucht schlagen. Auch Knurren oder Brummen wird als Drohung und Abschreckung eingesetzt.
Kreischen: Ich hab eine Wut auf dich!
Das anhaltende, auf- und abschwellende Jaulen und Kreischen der Katzen wird gemeinhin als Ausdruck ihrer sexuellen Begierde verstanden, was allerdings ein Irrtum ist. Tatsächlich tritt es gehäuft zur Paarungszeit auf. Das liegt aber daran, dass dann mehrere Kater auf engem Raum zusammenkommen und ihren feindseligen Gefühlen gegeneinander Luft machen. Sie haben ihr gesichertes Territorium verlassen und müssen sich durch Schreien und Kämpfen gegen ihre Konkurrenten durchsetzen und diese vertreiben. Ernsthaft streitende Weibchen können ebenso laut und eindrucksvoll kreischen.
Schreien: Es tut weh!
Auch Schmerzensschreie gequälter oder verletzter Katzen sind ein Kreischen, Jaulen oder Quäken, das sich nicht wesentlich von den Klagelauten anderer leidender Tiere unterscheidet. Eine Besonderheit bei Katzen ist die Tatsache, dass das Weibchen am Ende des Paarungsakts einen lauten Schmerzensschrei ausstösst. Der Penis des Katers ist nämlich mit Stacheln versehen, und wenn er ihn herauszieht, empfindet die Katze einen Schmerz, der sie aufschreien lässt. Das macht sie zornig, und wenn der Kater nicht schnell entkommt, wird er mit den Krallen traktiert.
Die Körpersprache der Katze
Lautäußerungen sind jedoch nur ein Aspekt des Kommunikationsverhaltens von Katzen. Sehr wichtig und ebenfalls deutbar ist ihre Körpersprache. Wollen Sie verstehen, was die Katze Ihnen mitteilt? Verhaltensforscher haben untersucht, was ihre Körpersprache bedeutet und welche biologischen Ursachen sie hat. Katzen nutzen, neben ihrer Stimme, ihre Körperhaltung, Gesten und die Bewegung einzelner Körperteile, um ihren aktuellen Gemütszustand ihren Artgenossen, Menschen oder anderen Tieren gegenüber mitzuteilen oder die Artikulation dient der Kontaktpflege oder signalisiert Paarungssbereitschaft.
Die Ohrenstellung
Im Gegensatz zu Menschen können unsere Schmusetiger durch die Stellung ihrer Ohren Emotionen ausdrücken. Bei einer entspannten Katze zeigen die Ohröffnungen nach vorne und leicht nach außen. Ist Wachsamkeit erforderlich, werden die Öffnungen direkt nach vorn gerichtet. Bei Aufregung zucken die Ohren. Eine defensive Stimmung drückt die Katze aus, indem sie ihre Ohren anlegt. Sie werden dann nach hinten fest an den Kopf gepresst, um sie vor Verletzungen zu schützen, möglicherweise auch, um kleiner zu erscheinen. Wenn sie ihre Ohren nach hinten legt, damit die Rückseite sichtbar wird, wird es gefährlich und sie fühlt sich bedroht. Auch wenn die Rückseite der Ohren bei unseren Hauskatzen keine alarmierende Fellzeichnung aufweist wie zum Beispiel beim Tiger, verstehen Artgenossen diese Drohgebärde als eine feindselige und angriffslustige Stimmung. Ein Ohr auf die Seite und eines nach Vorne signalisiert Verwunderung oder Verwirrung, zum Beispiel wenn man ihnen etwas zum Fressen anbietet, es ihnen dann aber doch nicht gibt, dann ist die Katze ab dem gegensätzlichem Verhalten der Person verwirrt.
Das Reiben: ein Begrüssungsritual
Wer mit Katzen zusammenlebt, weiss um ihr Begrüßungsritual. Die Katze sucht Körperkontakt, streicht dem Menschen um die Beine und reibt ihren Kopf und ihre Flanken daran. Oft schlingt sie auch ihren Schwanz um die Beine. Reicht man ihr eine Hand hinunter, reibt sie auch daran den Kopf. Danach setzt sie sich und leckt ihr Fell. Was wir als Gesten der Zärtlichkeit auffassen, hat biologische Ursachen. Der Katze geht es dabei um den Austausch von Gerüchen. Sie bringt ihre Duftdrüsen an den Schläfen, im Mund und am After mit dem Körper des Begrüßten in Berührung, übermittelt ihm ihren Duft und nimmt seinen Geruch an. Durch das Ritual wird die Zugehörigkeit zur «Familie» ausgedrückt und immer wieder erneuert. Das Putzen nach der Begrüßung dient also nicht der Sauberkeit, sondern der Aufnahme des Familiengeruchs. Da die unter Katzen übliche freundliche Begrüssung, das Köpfchenreiben, im Kontakt zum Menschen wegen dessen Grösse nicht möglich ist, stellen sich Katzen in dieser Situation auch gern auf die Hinterbeine, manche machen sogar einen Hopser.
Die Augensprache der Katze
Es ist bekannt, dass die Pupillen der Katze sich bei Helligkeit verengen und bei Dunkelheit erweitern. Letzteres erlaubt es ihr, auch bei wenig Restlicht in völliger Dunkelheit erfolgreich zu sehen und zu jagen. Aber auch am Tag können sich die Pupillen plötzlich erheblich aufweiten. Das bedeutet sie ist erregt, entweder angenehm, zum Beispiel beim Anblick von leckerem Futter, oder unangenehm, z.B. wenn sich ein Gegner ihr nähert. Hat die Katze die Lider halb geschlossen, ist dies ein Zeichen dafür, dass sie wohlig entspannt ist. Ein völliges Schließen der Augen im Wachzustand ist eine Geste der Beschwichtigung. Wer bei einem Kampf unterlegen ist, dreht sich weg und schließt die Augen. Nicht nur, um sie vor Verletzung zu schützen, sondern auch, um die Gefahr auszublenden und so die Spannung zu mindern. Für den Gegner ist dies ein Zeichen der Kapitulation. Angestarrt zu werden, ist für Katzen übrigens sehr unangenehm, es kündigt ihnen eine aggressive Handlung an. Daher sollten wir lieber nicht direkt oder lang anstarren.
Sich rollende Weibchen
Wenn sich eine Katzendame auf dem Boden rollt, ist sie brünstig und voller Liebesgefühle, vor allem wenn sie noch wie eine Alarmanlage wiederholt laut miaut.
Der Schwanz drückt die Stimmung aus
Sehr deutlich ist an der Schwanzhaltung die Stimmung der Katze abzulesen: Weist er in einer leichten Krümmung nach unten und seine Spitze nach oben, ist die Katze entspannt. Weist er leicht nach oben, ist sie an etwas interessiert. Eine freudige Willkommensstimmung zeigt ein hoch erhobener Schwanz an, während ein nach unten zwischen die Hinterbeine gesenkter Schwanz Unterwerfung markiert. Eine Katze, die Angst hat, plustert den gesenkten Schwanz auf, ein aggressiver Stubentiger peitscht damit heftig hin und her. Der zur Seite gelegte Schwanz der Katzendamen signalisiert dem Kater, dass er sie jetzt begatten darf. Eine Katze, die mit dem Schwanz wedelt, befindet sich in einer Konfliktsituation. Wenn zwei widersprüchliche Wünsche wie z.B. vor die Tür gehen und gleichzeitig nicht nass werden wollen gleich stark sind, drückt der von der einen Seite zur anderen zuckende Schwanz diese Unentschlossenheit aus.
Der Buckel dient der Abschreckung
Eine Katze, die sich bedroht fühlt, richtet sich auf ausgestreckten Beinen auf (Angriffsstellung) und krümmt den Rücken zu einem umgedrehten U (Angstreaktion). Gleichzeitig sträubt sie das Fell und stellt sich quer vor ihrem Gegner auf. Alles zusammen bewirkt, dass sie grösser und gefährlicher wirkt, als sie ist. Gelingt die Abschreckung, zieht sich der Gegner zurück und ein Kampf wird vermieden. Schon kleine Kätzchen üben diese Pose gern im gemeinsamen Spiel.
Ersatzhandlungen: Lecken und Schnattern
Die Bedeutung von zwei typischen Verhaltensweisen sei abschließend erklärt: Wenn etwas geschieht, was die Katze irritiert oder verblüfft, macht sie eine kurze Leckbewegung mit der Zunge. Das ist eine Verlegenheitsgeste, vergleichbar unserem Am-Kopf-Kratzen. Im Moment weiss sie nicht, was sie tun soll, also leckt sie sich mal schnell über den Mund. Das Schnattern oder Zähneklappern hat mit dem Beutefang zu tun. Es ist eine Leerlauf-Handlung. Sieht die Katze ein Beutetier, das sie nicht erreichen kann z.B. einen Vogel vor dem Fenster, führt sie den Tötungsbiss im Leerlauf aus und wiederholt ihn auf stereotype Weise, obwohl sie keine Beute zwischen den Zähnen hat. Dies mag zur Spannungsabfuhr beitragen.